Der Herbst 2020 zeigte sich in Einsiedeln bis jetzt von der sonnigen Seite. Fast zu schönes Wetter, um das Tageslicht jeweils zu verlassen und ins Studio abzutauchen. Trotz des neuen Anstrichs in Weiss und Warmgelb und dem fussfreundlichen Korkboden, liegt der Keller doch eher schattig. Doch ab und zu gehört zur Studioarbeit auch eine sonnige Reise…
Über die letzten Wochen habe ich immer wieder Occasionen auf „tutti“ gefunden, und so auf sehr günstige Art die eine und andere Arbeitserleichterung zum bestehenden technischen Gerätepark ergänzen können. Die meisten Päckchen kamen bequem per Post. Nur ab und zu ist etwas zu gross für den Pöstler – vielleicht lag es auch eher an der Faulheit des Verkäufers, der kein so grosses Paket schnüren wollte? Deswegen stand eine kleine spätsommerliche Reise nach Männedorf an. Da die Bahnfahrt wegen des Familien-Abos nicht zusätzlich kostet, liess ich das Auto zuhause stehen. Den längeren Zeitaufwand habe ich trotzdem nicht bereut. Die Bahnzeiten, die im Moment wegen der Maskenpflicht sowieso eher „isoliert und einsam“ wirken, konnte ich zum Feilen an einem Liedtext nutzen. Der Rest der Reise bestand aus nicht wenigen Schritten, steilen Treppen und dem Heimtransport von „Sperrgut“. Dafür gab es als Höhepunkt der „Geschäftsreise“ eine Zürichsee-Überfahrt und einige Selfies zur Erinnerung. Und am Ende einen stabilen E-Pianoständer für den Studioraum zu sehr guten Konditionen.
Was mir unterwegs auffiel: Die Isolation durch die Corona-Präventionen verstärkt den Einzelgänger-Effekt in der Schweiz noch zusätzlich. Schweizer Züge füllten sich auch vor der Virus-Zeit schon nach den Regeln des „social-distancing“. Was nun neu dazu kommt, ist die Gesichtslosigkeit und das Schweigen hinter den Masken. Du sitzt da und bist einer von allen, die so isoliert und stumm reisen. Dann fällt mein Blick auf die vielen Kabelkopfhörer und Earpods und ich denke: „Wenn es möglich wäre, jetzt übers Musikhören mit diesen Menschen zu kommunizieren! Wir könnten über Dinge reden, die wichtig sind. Über die Corona-Auswirkungen. Über die Angst. Über Hoffnung in der Angst. Über Gott.“ Hinter den Earpods und Headphones sind Ohren auf Empfang. – Nur ein Traum? Aber für uns als Singer-Songwriter auch eine Vision, auch wenn der Weg dorthin nicht einfach so geradlinig ist, wie das innere Bild im Zugabteil mir das in die Gedanken malte. (Samuel)